Frankfurt Notes – Biodiversität in der Berichterstattung

Fristete das Thema „Biodiversität“ lange ein Nischendasein, so rückte es zuletzt zusehends in den Kapitalmarkt-Fokus. Wolf Brandes bezeichnete in einem im Oktober 2023 in der Börsen-Zeitung erschienenen Leitartikel Artenschutz mit Bezug auf die gestiegene Relevanz bei Investoren gar als „Megatrend“. Auch ihren Weg in die EU-Taxonomie und CSRD hat die Biodiversität gefunden.

Warum Sie dem Trendthema Biodiversität Beachtung schenken sollten?

Im Allgemeinen ist der Begriff Biodiversität positiv besetzt. Das liegt daran, dass man davon ausgeht, dass artenreiche Ökosysteme stabiler sind als artenarme. Manche Wissenschaftler haben auch schon versucht, den Wert unterschiedlicher Ökosysteme oder einzelner Arten monetär darzustellen, beispielsweise weil Insekten den Großteil der Nutzpflanzen bestäuben, also ihre „Arbeitskraft“ gratis zur Verfügung stellen.

Diverse Ökosysteme unterstützen uns auch in unseren Bestrebungen, klimafreundlich zu wirtschaften. Artenreiche Wälder und Wiesen nehmen nämlich mehr Kohlenstoff auf als Monokulturen. Biodiversität generiert damit – im Sinne der Umweltökonomik – erhebliche positive externe Effekte. Dies dürfte erklären, warum Biodiversität eben auch bei Investoren mit Nachhaltigkeitsfokus im Trend liegt.

Biodiversität und die SDGs

Die Wichtigkeit des Themas wird dadurch unterstrichen, dass Biodiversität auch in der freiwilligen Berichterstattung Beachtung zukommt, beispielsweise in den SDGs. Diese 17 Entwicklungsziele der Vereinten Nationen sind ein häufig benutztes Rahmenwerk, auf das gerade „Impact“-Investoren und damit diejenigen Kapitalanleger achten, die einen besonderen ökologischen oder sozialen Zweck mit ihrer Kapitalanlage anstreben. Der hohe Bekanntheitsgrad und die farbenfrohe Darstellung sorgen für einen hohen Wiedererkennungswert. Mit deren Integration in die nicht-finanzielle Berichterstattung und der Darstellung auf der Internet-Seite verdeutlichen Unternehmen, für welche ESG-Themen sie stehen und welchen Beitrag sie leisten. Gleich mehrere der SDGs beschäftigen sich mit Biodiversität, am deutlichsten die Ziele 14 („Leben unter Wasser“) und 15 („Leben an Land“). Ziel 14 handelt vom Gewässerschutz, insbesondere Themen wie die Vermeidung von Überfischung und Verschmutzung der Ozeane sind zentral. Ziel 15 dreht sich um Aspekte wie den Schutz der Wälder und die Vermeidung von Wüstenbildung.

Wie können Sie über Biodiversität berichten?

Obwohl Biodiversität in aller Munde ist, berichten bisher wenige Unternehmen umfassend über ihre Arbeit mit Ökosystemen. Wenn sie erwähnt wird, dann häufig in wenigen Sätzen, in denen beispielsweise eine Zusammenarbeit mit NGOs ohne konkrete Ziele oder Fortschritte angeführt wird. Dies ändert sich zumindest für Unternehmen, die unter die CSRD fallen. Denn die Biodiversitäts- & Ökosysteme-Standards ESRS E4 Organisationen u.a. ab, sich zu ihren Biodiversitätszielen, Risiken und Chancen zu äußern, sollte Biodiversität für sie wesentlich sein.

Auf diese Punkte sollten Sie achten:

Erheben Sie den Ist-Zustand: Hier geht es darum, wie Ihr Unternehmen Biodiversität beeinflusst und vice versa. In welchem Zustand sind die Ökosysteme, mit denen Sie zu tun haben, zur Zeit? (Welche Arten tummeln sich beispielsweise auf Ihrem Fabriksgelände? Wie sensibel ist die Biodiversität in der Nähe Ihrer Standorte? Beeinflusst die Nutzung Ihrer Produkte Ökosysteme positiv oder negativ?)

Setzen Sie Ziele: Die SBTN (Science Based Targets for Nature) werden häufig herangezogen. Die Agenda 2030 für eine nachhaltige Entwicklunge der UNO ist einer der Grundpfeiler des SBTN-Ansatzes. Das bedeutet, es lohnt sich, holistisch über Ihre Biodiversitätskommunikation nachzudenken und die SDGs einzubinden.

Unter allen Umständen sollten Ihre Ziele messbar sein, und wir empfehlen sich frühzeitig Gedanken zu machen, wie oft oder wann Sie Fortschritte sinnvollerweise erheben. Wenn die Anzahl der Arten, die sich auf dem Firmengelände aufhalten, für Sie eine relevante Kennzahl ist, sollten Sie mehrmals pro Jahr Flora und Fauna prüfen.

Denken Sie strategisch: Etablieren Sie Governance-Mechanismen, um die Umsetzung Ihrer Biodiversitätsaktivitäten zu sichern. Vergessen Sie nicht, Ihre Lieferkette zu berücksichtigen. Welche internen und externen Stakeholder müssen Sie involvieren? Gibt es Zielkonflikte beispielsweise zwischen Ihren Klima- und Ihren Biodiversitätszielen?

Bereiten Sie sich darauf vor, Ihre Ziele und Fortschritte offenzulegen: Bedenken Sie, dass nicht alle Zielgruppen gleich ticken. Für Ihre Offenlegungspflichten ist die TNFD (Taskforce on Nature-related Financial Disclosures) ein unterstützendes Modell. Mitunter sollten Sie in Berichten zielgruppengerecht detaillierter kommunizieren als auf der Website oder beispielsweise in Ihren Marketing-Unterlagen.

Abschließend ist zu sagen, dass die Berichterstattung zu Biodiversitätsaspekten vielerorts noch in den Kinderschuhen steckt. Das wird sich u.E. rasch ändern. Dafür sprechen zum Beispiel Regulierung, Anlegerverhalten und die Wechselwirkung zwischen Biodiversität und Klimaschutz. Kontaktieren Sie uns gerne, wenn Sie Fragen haben.