Frankfurt Notes – der Blog für die deutsch­sprachige Kapitalmarkt-­Community

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Investorentage – neue Chancen gerade für kleinere Unternehmen.

Investorentage waren bis vor kurzem das Privileg großer und mittelgroßer Unternehmen. Eine größere Anzahl Analysten und Investoren an einem Ort zusammenzubringen und mit einem inhalts- und abwechslungsreichen Programm anzusprechen, war für die meisten Unternehmen aus dem SDAX und unterhalb der DAX-Index-Familie nicht darstellbar. Strukturelle Brüche haben dafür gesorgt, dass Neues notwendig und möglich geworden ist:

1) Die Erosion der Sell Side hat sich gerade in der DACH-Region beschleunigt. Kleinere Broker sind ebenso wie die Research-Abteilungen von Großbanken aus dem Markt ausgeschieden. Die fatale Folge: Wo nur noch wenige Analysten Research zu einer Aktie produzieren, fehlen die eingespielten Multiplikatoren der Equity Story. Konsequenz: Der direkte Draht zur Buy Side und die eigenständige Präsentation des Investment Cases gewinnen gerade für kleinere Unternehmen an Relevanz. Investorentage sind ein ideales Medium, um sich gut und selbstbestimmt zu präsentieren und Aufmerksamkeit für das eigene Unternehmen zu generieren.

2) Dies spielt durchaus Investoren in die Karten, die Unternehmen und ihre Entwicklung noch enger und unmittelbarer verfolgen wollen. Denn auch sie reagieren auf die ausgedünnte Sell Side und die mancherorts strategische Entscheidung, Research stärker zu internalisieren. Mit anderen Worten: Auch die Nachfrage nach Investorentagen steigt.

3) Dabei eröffnet die Selbstverständlichkeit, mit der hybride oder komplett virtuelle Formate heute genutzt und akzeptiert werden, ganz neue Möglichkeiten, Veranstaltungen vor einer kritischen Anzahl Investoren abzuhalten. Ist die aktive Teilnahme eben auch aus den Büros in London, Frankfurt, Paris und New York sichergestellt, lassen sich schnell ein oder zwei Dutzend Live-Teilnehmer aus der Kern-Zielgruppe gewinnen – bei einer Vor-Ort-Veranstaltung der Vergangenheit häufig ein illusorisches Unterfangen.

4) Die digitale Best Practice kommt kleineren Unternehmen durchaus entgegen: keine Teilnehmerin, kein Teilnehmer sitzt gerne länger als drei Stunden vor einem Bildschirm, um eine virtuelle Veranstaltung zu verfolgen. Sicher, die meisten erwarten auch mehr Abwechslung, Film-Einspieler, wechselnde Schnitte – die sich im Vorfeld allerdings gut vorbereiten lassen und damit das Fehlerpotenzial gegenüber früheren reinen Live-Veranstaltungen reduzieren.

Bleibt das kritische Thema Ressourcen. Der Vorbereitungsaufwand eines Investorentages ist ehrlicherweise enorm und hält die IR-Abteilung und die Präsentierenden viele Wochen auf Trab. Für viele kleinere IR-Abteilungen ist dies neben der sonstigen Aufgabenfülle schwer zu stemmen. Deshalb auf die Chancen einer solchen Veranstaltung verzichten? Die Alternative: punktuell Unterstützung in Sachen Inhalte und Prozess von außen dazunehmen – und damit konsequent die Chance ergreifen, das Unternehmen und seine Protagonisten besser wirken zu lassen.